Frei wie ein Adler by Hans Ernst
Autor:Hans Ernst [Ernst, Hans]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-12-21T16:00:00+00:00
»Den Lichtenegger hab ich beim Wirt gesehen und die Regina ist mir mit der Berghammer Marielli beim Schmied begegnet!«
»Ja, die haben Kirchenchorprobe im Schulhaus«, erinnert sich Maria. »Der neue Lehrer bringt wieder ein bissl Schwung in den Kirchenchor.«
Florian hat sein Messer herausgezogen und schneidet eine Gerte ab. Dann beginnt er die dünne Rinde abzuschälen. Es ist ein eigenartig schönes Messer, ein Schnappmesser eigentlich. Man braucht nur auf einen Knopf an der Seite zu drücken, dann springt es auf und bleibt fest stehen. Erst nach abermaligem Drücken auf den Knopf kann man es wieder zuklappen. Es ist aus schwerem Silber und am Griff schön verziert.
»Da hab ich mir denkt«, spricht er langsam weiter, »du bist vielleicht ganz allein daheim und könntest ein bissl Gesellschaft brauchen.«
»Das ist nett von dir, Florian.«
»Ich war eigentlich auf dem Weg ins Forsthaus. Du weiÃt ja, dass meine Schwester Agnes seit Juli dort ein Praktikum macht. Die wollte ich besuchen. Aber dann hab ich dich von dort drüben aus ganz allein da sitzen sehen, und da hab ich mir denkt ...«
Er setzt ab und sieht sie an.
»Was hast du dir denkt, Florian?«
»Das hab ich mir nicht bloà heut gedacht, Maria. Ich hab oft das Gefühl, dass du mich vielleicht brauchst.«
Sie greift nach seiner Hand und schaut ihn abwägend an. »Was weiÃt du denn, Florian?«
»Nichts. Nur dass du vielleicht einsam bist und dass -der Adler ...«
Ihre Brauen schieben sich hart zusammen. »Was ist mit dem Adler?«
»Ich kann dir nicht wehtun, Maria!«
»Mir tut nichts mehr weh von dem«, sagt sie und fühlt, dass sie lügt. »Was ist mit ihm?«
»Er treibt es wieder wie früher. Ich hab gehört, dass ihm jetzt die Kahlhammer Paula ins Garn gegangen ist.«
»Dem geht man nicht ins Garn, der streckt seine Krallen aus und packt zu. Reden wir nicht mehr davon.«
Er legt das Messer ins Gras und rutscht ein wenig näher zu ihr.
»Es tut mir Leid, Maria, dass ich davon angefangen hab.«
»Macht nichts, es war ja keine böse Absicht dabei. Was â redet man sonst so über mich?«
»Nichts mehr, Maria. Es ist schon wieder eingeschlafen und wenn nicht die Alte aus dem Fuchsloch überall umeinander geplärrt hätte, dass ihr Markus Lichtenegger wird, wäre vielleicht gar nichts aufgekommen. Darfst mir glauben, Maria, ich habe nichts gesagt.«
Sie schaut ein paar Wildtauben nach, die über den Weiher schweben und dann ins Schilfrohr einfallen.
»Ja, das glaube ich dir«, antwortete sie langsam und denkt dabei: Ein bisschen bist schon du auch schuld, Florian Lechner, du ewiger Zauderer. Wärst du nur ein wenig entschiedener in mein Leben getreten, hättest du meine recht vertrauensvolle Freundschaft zu dir nur ein wenig zu entflammen vermocht â nie und nimmer hätte dann der Adler eine Chance gehabt. Aber dir hat es immer ein wenig an Mut gefehlt, Florian Lechner.
Sogleich berichtigt sie sich wieder. Nein, sie darf ihm keine Schuld geben. Was gekommen ist, hat kommen müssen. Es ist ihr Schicksal gewesen, und sie hat ihm nicht ausweichen können.
Sie steht mit einem Ruck auf.
»Komm, Florian, wir gehen zum Haus und machen Brotzeit zusammen. Ins Forsthaus kannst du immer noch gehen.
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